ANgeDACHT
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Advent ist für mich eine Zeit der Kindheitserinnerungen: An grüne Zweige und Kerzenduft, an Plätzchenbacken und Zuckerguss,– an die vielen verschiedenen Plätzchen, die meine Mutter jedes Jahr für die Familie backte, an die Sonntage, an denen jedes Mal eine Kerze mehr am Adventskranz angezündet wurde, ans Singen und Geschichtenvorlesen, ans Christbaumholen, an die ersten Schneeflocken, denen wir am Fensterbrett „Leise rieselt der Schnee“ zusangen… Es war eine warme und heimelige Zeit, getragen vom Wissen, dass nichts schiefgehen konnte: Weihnachten würde wie jedes Jahr ganz sicher kommen, denn die Geburt von Jesus war ja bereits geschehen. Gewartet haben die Menschen vor 2000 Jahren auch: auf den „Messias“, den Befreier, den Erlöser. Auf den, der von Gott gesandt werden sollte für sein Volk, das unter der römischen Be satzungsmacht litt. Sie wussten nicht, wann er kommen würde – ob überhaupt. Sie wussten nur, dass die alten Propheten von ihm ge sprochen hatten. „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die wohnen im finstern Land, scheint es hell … Soldatenstiefel und blutgetränkte Mäntel werden verbrannt, und es wird große Freude sein ... ein Kind wird geboren, es wird Gott-Held genannt werden und Friede-Fürst …“ Sie warteten ganz anders als wir es heute tun, voller Ungewissheit, ob und wann es Weihnachten werden würde.
Wenn wir in unseren Gottesdiensten Advent feiern, erlebe ich diese Spannung. Wir kennen ja beides: die gemütliche Stimmung und da neben die Nachrichten von Zerstörung und Krieg, Sorgen wegen der steigenden Kosten… so viel Ungewissheit auch in unserer Zeit.
Im Advent geben wir dieser Sehnsucht nach Heil Raum. Wir singen „Die Nacht ist vorgedrungen“ und lassen es langsam heller werden. Daran will ich denken, und an all die Menschen, die sich um die Zukunft sorgen. Geduld haben, warten – und Weihnachten umso dankbarer feiern.
Einen gesegneten Advent und frohe Weihnachten wünscht Ihnen und Ihren Lieben
Ihr Harald Ludewig, Pfarrer