ANgeDACHT

Liebe Gemeindeglieder,
da war ich mehr als überrascht:
Bei den Bundestagswahlen am Jahresanfang haben wir uns als Gemein- de an einer Initiative der beiden großen Kirchen beteiligt. „Menschen- würde, Nächstenliebe, Zusammenhalt“. Mit diesen drei Worten wurde auf Plakaten und Bannern beschrieben, was uns als Christen ein Her- zensanliegen ist, wenn wir unsere Stimme abgeben. An mehreren Stellen war auch in unserer Gemeinde dieses Motto zu sehen.
Weil es aber auch am Wahltag noch am Gemeindehaus Wittel zu sehen war, hat sich jemand beschwert. Die Person hat nicht zulässige Werbung angemahnt. Das Gemeindehaus Wittel ist Wahllokal – und im direkten Umfeld von Wahllokalen ist Werbung am Wahltag nicht zulässig. Um einen weiteren Konflikt zu vermeiden, wurde das Banner eingerollt.
Verstanden habe ich die Aufregung der Person nicht! Wirbt das Banner denn für oder gegen eine Partei oder Person? Das Banner „Menschen- würde, Nächstenliebe und Zusammenhalt“ gefährdet doch inhaltlich nicht Demokratie, Gesellschaft oder Staat. Ganz im Gegenteil: Wenn wir Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt fördern und wahren, tragen und stärken wir doch unseren demokratischen Staat Deutschland.
Und dazu möchte ich als Christ gern beitragen! Das Gegenteil ist doch nicht erstrebenswert: Würde nur für manche Menschen, ein von Eigen- sinn und Egoismus geprägtes Verhalten und Denken, eine sich aufspaltende Ellenbogengesellschaft.
Nein danke, davon träume ich nicht und bin damit zum Glück nicht allein. Dazu würde ich bei Wahlen auch nicht aufrufen wollen.
Bei den Kommunalwahlen im September wird der Aufruf zu Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt als Banner wohl nicht zu sehen sein. Inhaltlich finde ich das immer noch schade.
Inhaltlich hoffe ich, dass christliche Werte und Ideale uns bei den Kommunalwahlen und in der Zukunft ein hohes Gut sind und bleiben, ein Gut, das wir als Christen und als Gemeinde einbringen wollen.
Liebe Gemeindeglieder!
Meine aktive Zeit in der Gemeinde Gohfeld geht mit dem Ruhestand dem Ende entgegen. Ich freue mich, dass die Kirchengemeinde ein Ort war und bleiben will, an dem christliche Werte gelebt werden. Manchmal gelingt das besser, manchmal schlechter. So ist das wohl. Die Herausforderungen von Aufgabe einiger Gebäude und Umbau von Gottesdienstangeboten fordern uns auch im Streben nach Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt heraus. Aber gerade darum müssen wir sie im Blick behalten – als Einzelpersonen und als Gruppen und Kreise und als Gemeinde.
Zukunft kann ich mir nur vorstellen, wenn wir Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt hoch ansehen und für wertvoll erachten. Schließlich leben wir von der Würde, die Gott uns zuspricht, von seiner Liebe, die uns zu Kindern unseres Gottes macht. Schließlich leben wir davon, dass Gott zu uns hält – fest und verbindlich.
So sage ich noch einmal am Ende meiner Gedanken voller Vertrauen: Gott befohlen, liebe Gemeinde Gohfeld!
Ihr und euer Uwe Stintmann, Pfr.